
In diesen Ferien hatte Tobi etwas Außergewöhnlichen vor. Er wollte zu seinem Freund Kalle wandern, ganz alleine auf die andere Seite des Dorfes. Dir mag das vielleicht nicht weit erscheinen, aber Tobi ist eine Schildkröte, und die gehen nun mal sehr langsam.
Tobi und Kalle hatten bereits vor den Ferien in der Schule ausgerechnet, wie lange die Reise dauern würde. Ohne Pause wäre Tobi 4 Stunden unterwegs, aber da Pausen natürlich ganz wichtig waren, hatten sie 2 stunden drauf gerechnet. Eine Stunde für Pausen und eine für Tobis Mutter, die Panik bekommen würde, wenn Tobi nicht rechtzeitig ankäme. Und man weiß ja schließlich nie, was einem unterwegs spannendes begegnete.
Nun war es endlich soweit und Tobi verließ mit seinem roten Koffer auf den Rücken geschnallt und der Mütze gegen Sonnenstich, die ihm seine Mutter extra besorgt hatte, den elterlichen Vorgarten. Tobis Vater hatte ihn kurz gedrückt und war dann in der Werkstatt verschwunden, aber seine Mutter stand hinter dem Küchenfenster. Tobi rollte mit den Augen, natürlich so, dass sie es nicht sehen konnte, und lief los.
Nach etwa einer Stunde machte er eine kurze Pause am Weiher und beobachtete die Libellen, wie sie hin und her sausten. Der Pastor kam vorbei, wünschte ihm eine gute Reise und verschwand in der Kirche gegenüber des Weihers.
Tobi setzte seinen Weg fort bis er am Haus der alten Erna vorbeikam. Sie hockte mit ihrem Blümchenkissen am Fenster und hielt einen kurzen Schwatz mit ihm über das Wetter. Schließlich gab sie ihm noch ein Paar selbstgebackene Kekse und winkte ihm zum Abschied zu. 3 Stunden war er mittlerweile gegangen und so langsam taten ihm die Füße weh. Da am der Bauer mit seinem Trecker vorbei. „Willste mit?“ fragte er, aber Tobi schüttelte den Kopf. „Ich will das ganz alleine schaffen“, antwortete er, straffte die Schultern und marschierte weiter.
Er machte noch eine Pause bei Fred, dem Schuster. Gemeinsam saßen sie in der Sonne auf der Bank vor der Schusterei, aßen Kekse von der alten Erna und Fred erzählte ihm von seinen Abenteuern als junger Schuster auf Wanderschaft. Schnell war eine Stunde vorbei und Tobi verabschiedete sich hastig. Er hatte nun noch etwa eine Stunde für den restlichen Weg übrig und das beunruhigte ihn etwas. Einige Zeit später sah er, wie ein kleiner Dachsjunge mit seinem Fahrrad stürzte. Kurz überlegte er weiterzulaufen, da er zu viel Zeit verlieren würde, aber dann tauchten in seinem Kopf Bilder von früher auf. Auch er war einmal heftig gestürzt und ein Auto mit einem chic gekleideten Geschäftsmann hatte angehalten. Der Mann hatte ihm geholfen und als Tobi ihn fragte, ob er nicht in Eile sei, sagte der Mann: „Nichts kann so wichtig sein, dass man einem Menschen in Not nicht helfen kann.“
Also ging Tobi zu dem kleinen Dachs, half ihm auf und brachte ihn nach Hause, was glücklicherweise nicht weit weg war. Er war nun reichlich spät aber auch sehr froh, dem kleinen geholfen zu haben.
Als er schließlich bei Kalle ankam, dämmerte es schon und er war völlig erledigt. Er rief als erstes seine Mutter an, die bestimmt schon sehr wütend war. Da hatte er sich allerdings getäuscht. Der Pastor, die alte Erna, der Schuster Fred und sogar die Mutter des Dachsjungen hatten bereits bei ihr angerufen und sie über alles informiert. Sie war unglaublich stolz auf Tobi und wünschte ihm nun einen schönen Abend mit Kalle. Lange hörte man die Zwei Jungs in den Betten flüstern, als Tobi Kalle von seinen Abenteuern berichtete. Kalle war so beeindruckt, dass er in der nächsten Woche die gleiche Reise in umgekehrter Richtung machen wollte und Tobi freute sich schon auf die Erzählungen seines Freundes. Dann schliefen sie schließlich zufrieden ein.