Der Igel Mike verbrachte seine Freizeit am liebsten in seinem Bau und zockte nach der Schule den ganzen Nachmittag am PC. Alle seine Freunde waren online und niemand traf sich mehr draußen zum Spielen. Manchmal lag Mike abends im Bett und fühlte sich etwas traurig, wusste aber nicht so recht warum. Am nächsten Morgen in der Schule trafen sich dann alle wieder und besprachen die Strategie für die nächste Gamesession. Nach einiger Zeit verlor das nachmittägliche Zocken etwas an Reiz und Mike suchte Abwechslung in anderen Spielen, die ihn aber auch nicht glücklicher machten.
Eines Morgens kam sein Freund Paul zu ihm und hielt ihm ein Buch vor die Nase. Mike blickte ihn entsetzt an. „Bist du blöd? Ich les doch kein Buch“, schnaufte er verächtlich. Paul sah ihn fest an und meinte: “Fang an und wenn Du es blöd findest, gib es mir zurück.“ Widerwillig nahm Mike es in die Hand, blickte sich hastig um und steckte es schnell in seine Tasche. Als es abends beim Zocken wieder richtig blöd lief und er dauernd verlor, dachte er kurz an das Buch, das Paul ihm gegeben hatte. „Kommt gar nicht in Frage“, dachte er und begann eine neue Runde. Paul fragte nicht nach und Mike dachte nur selten an das Buch, das er unter sein Bett geschoben hatte.
Eines Abends konnte Mike nach dem vielen Starren auf den Monitor mal wieder nicht schlafen. Er wälzte sich hin und her, knipste schließlich seine kleine Nachttischlampe an, angelte das Buch unter dem Bett hervor und begann zu lesen. Es war ungewohnt für ihn, aber die Geschichte von einer Gruppe Freunde, die im Wald eine geheime Hütte bauten und allerlei Abenteuer erlabten fesselte ihn mehr und mehr. Als es dämmerte, hatte er das gesamte Buch gelesen und war mit ihm im Arm tief und fest eingeschlafen. Zum Glück war Wochenende und seine Mutter ließ ihn ausschlafen.
Beim Frühstück kreisten seine Gedanken unaufhörlich um das Buch und als er fertig war, lief er rüber zu Paul. Als dieser die Tür öffnete und den strahlenden Mike vor sich sah, sagte er nur: “Ich habe schon einen Bauplatz gefunden“, schmiss sich eine Jacke über, schnappte sich den bereit gestellten Werkzeugkasten und bedeutete Mike, ihm zu folgen. Auf einer Lichtung im Wald begannen sie nun, ihre eigene Clubhütte zu bauen. Nach und nach gaben sie ihren Freunden das Buch und immer mehr fanden sich auf der Lichtung im Wald ein.
Die gesamten Sommerferien verbrachten die Jungs im Wald, schraubten, bohrten und sägten und erfanden neue Geschichten, die sie in ein großes Buch schrieben und sich gegenseitig am abendlichen Lagerfeuer vorlasen. Sogar jede Menge eigene Abenteuer erlebten die Freunde.
Ab und zu, wenn das Wetter sehr schlecht oder es zu kalt draußen war, spielten sie online zusammen, aber am liebsten waren sie nun draußen. Das war es, was Mike gefehlt hatte. Gemeinsam etwas zu erschaffen und Erlebnisse zu teilen. Diese Erinnerungen würde er für immer in seinem Herzen behalten.